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Die Florentiner Bizzarria
Etwa zur gleichen Zeit, als Volkamer in Nürnberg seine Studien zu Bizzarrien betrieb, tat dies ebenfalls der Kaufmann und Gartenliebhaber  Pieter de la Court van der Voort im niederländischen Leiden. Allerdings veröffentlichte er seine  Beob- achtungen erst 1737. Wie Volkamer, besaß auch van der Voort mehrere Bizzarriabäume, deren Entwicklung er längere Zeit beobachtete. Seine Beschreibung der Blätter, Blüten und Früchte war noch etwas  ausführlicher und umfangreicher als die von Volkamer.
Auch Van der Voort stellte fest, dass Bizzarrien neben den ungewöhnlichen Mischfrüchten auch reine Zedratzitronen und Bitterorangen samt zugehörigen Blättern und Blüten hervorbrachten.  Er illustrierte seinen Artikel zur Bizzarria mit der Abbildung von 3 verschiedenen Früchten, die er im Dezember 1711 von seinem eigenen Baum gepflückt hatte. 
Zu den Botanikern, die sich in dieser Zeit intensiv mit der Bizzarria beschäftigten, gehörte auch der italienische Botaniker Paolo Bartolomeo Clarici. In seiner "Istoria e coltura delle piante" (1726) versuchte er die verschiedenen Fruchtformen der Bizzarria anhand ihrer Zusammensetzung zu klassifizieren. Clarici teilte die bereits von Volkamer geäußerte Meinung, dass in Bizzarriafrüchten neben Anteilen von Bitterorangen (C. aurantium)  und Zedratzitronen (C. limonimedica) auch solche von Zitronen (C. lemon) vorhanden sein könnten und unterschied  7 verschiedene Fruchtformen. Allerdings konnte sich seine Klassifikation nicht durchsetzen und wurde von späteren Autoren bezweifelt.

Eine grundlegende Frage, die die Botaniker dieser Zeit beschäftigte, war, ob die Bizzarria auf natürlichem Weg, als "Wunder der Natur" entstanden war oder ob sie das Resultat besonderer gärtnerischer Kunst darstellte. Neben Volkamer war auch Clarici selbst dieser Meinung.  Allerdings wandte er sich gegen Vorstellungen, die Bizzarria sei aus der künstlichen Zusammenfügung von Kernen oder Sprossen von Bitterorange und Zedratzitrone hervorgegangen. Vielmehr sei es notwendig, so Clarici, die Vorgänge genauer zu untersuchen und sich nicht mit einer scheinbar naheliegenden, aber oberflächlichen Erklärung zufrieden zu geben.