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Die Florentiner Bizzarria  
1922 konnte der  japanische Botaniker Tyozaburo Tanaka verschiedene Bizzarriapflanzen im Botanischen Garten  Florenz und im Hanbury Garden in La  Mortola für Felduntersuchungen nutzen. 1927 veröffentlichte er seine Forschungsergebnisse unter dem Titel "Bizzarria a clear case of a periclinal chimera " im Jurnal of genetics. Er schrieb:

Das kritische Studium dieses viel diskutierten Pfopfhybriden  führt zur Schlußfolgerung, das dies ein klarer Fall einer periklinalen Chimäre ist: ein Zitronenkern, umgeben von einem Bitterorangenmantel. Die Zitronenschale, scheinbar eine sektoriale Chimäre nahelegend, ist lediglich die Penetration des Zitronenelementes durch den Mantel, genau wie ein reiner Zitronenspross aus einem Bizzarriaast herauswächst.
Ein reiner Bitterorangenspross wird ähnlich gebildet durch die Ersetzung des Zitronenelements im zentralen Abschnitt. Auf die gleiche Art und Weise kann ein Bitterorangenabschnitt unter den Fruchtsegmente durch teilweise Ersetzung der Zitronenkarpelle entstehen. Die sektoriale Formation des Fruchtfleisches, die manchmal erwähnt wird, erklärt sich durch solch eine teilweise Ersetzung des inneren Elements durch die äußeren Substanzen. Die dreigesichtige Natur von Pfropfhybriden erklärt sich nur durch solch eine Ersetzung der  antagonistischen Elemente durch Invasion sowohl einwärts als auch auswärts.
Pfopfhybrid-Chimären sind in ihrer Natur instabil; die Verbindung zwischen äußeren und inneren Elementen kann leicht zerbrechen, indem ein einzelnes Element das gesamte Gewebe einnimmt, wo immer es eine Chance gibt, denn dieser Zustand ist stabiler als die ursprüngliche Doppelbildung. Diese Reversion zum ursprünglichen Elternteil scheint analog zur vegetativen Reversion im Zusammenhang mit einer Knospenvariation zu sein. Letzterer Fall lässt sich aber besser durch eine reversible allele Transformation  oder durch chromosomale Mutation erklären, als durch eine chimäre Konstruktion des ursprünglichen Knospen-Mutanten.

Bereits Tanaka hatte Probleme, geeignete Bizzarriapflanzen für seine Untersuchungen zu finden. 1937 wurden in London auf der Chelsea Flower Show noch einmal Bizzarriafrüchte aus einer privaten französischen Zitrussammlung gezeigt. Danach verliert sich die Spur der Bizzarria für eine lange Zeit.

Zwischen 1937 und 1980 gibt es nach unseren bisherigen Recherchen keine Hinweise auf die Existenz von Bizzarrien.

Die Wiederentdeckung der Florentiner Bizzarria verdanken wir einem italienischen Gärtner. 1980 bemerkte Paolo Galeotti in der Zitrussammlung der Villa Castello an einem Bitterorangenbaum einen Austrieb, der ihm wegen seiner sonderbar geformten Blätter auffiel. Galeottis Vermutung, dass es sich dabei um die seit vielen Jahren verschollene Bizzarria handeln könnte, bestätigte sich in den Folgejahren. Auf eine geeignete Unterlage gepfropft, zeigte der Spross die typischen Eigenschaften der Florentiner Bizzarria und brachte in der Folgezeit auch deren charakteristische Früchte hervor.